Windmesse und Gegendemonstration gut besucht (29.11.2025)
Viele Infos und drei offene Särge
NOTTULN. Die von der Gemeinde Nottuln organisierte Windmesse auf dem Hof Stockmann und auch die Gegendemonstration der Initiative Gegenwind Nottuln verzeichneten am Donnerstagabend eine große Resonanz. Im Fokus die Planung der Stadtwerke Münster. Dabei gibt es eine neue Entwicklung.
Von Ludger Warnke
NOTTULN. Die von der Gemeinde Nottuln erstmals organisierte Windmesse auf dem Hof Stockmann verzeichnete am Donnerstagabend eine große Resonanz. Geschätzt deutlich mehr als 100 Besucher, Befürworter wie Gegner, waren gekommen, um die Möglichkeit des direkten Gespräches mit den Betreibern der auf Nottulner Gemeindegebiet neu geplanten Windenergieanlagen (WEA) zu nutzen.
Im besonderen Fokus: das Informationsangebot der Stadtwerke Münster. Sie planen nicht mehr die Errichtung von acht, sondern von sieben WEA im Bereich Stockum, wurde bekannt.
Aufgrund der beengten Platzverhältnisse wurde es schnell ziemlich wuselig und unübersichtlich – sowohl am Außeninfostand der Stadtwerke als auch im kleinen Stallgebäude, in dem die weiteren Betreibergesellschaften über ihre Projekte informierten. Immerhin: Gegen die Kälte hielt die Gemeindeverwaltung warmen Apfelsaft bereit.
Auf dem Hinweg kamen die Besucher an der Demonstration der Initiative Gegenwind Nottuln vorbei. Ein knappes Dutzend großformatiger Protest-Transparente stand beleuchtet am Wegesrand und war auch in der Dunkelheit gut zu erkennen. Zusätzlich hatte die Initiative eine halloweenartige Sarglandschaft aufgebaut. Zu Grabe getragen wurden geschützte Tierarten. Auf den Särgen tanzten – je nach Betrachtungsweise – grinsende oder zähnefletschende Ratten, die gierig fette Geldscheine horteten. Vorbeikommende Besucher der Windmesse wurden mit Trillerpfeifengetöse begleitet.
Nach Schätzung der Redaktion versammelten sich bis kurz vor Beginn der Windmesse rund 80 bis 100 Personen am Demonstrationsstandort. Veranstalter Axel Winkler von der Initiative Gegenwind sprach von insgesamt rund 200 Personen, die sich beteiligt haben.
Die Stadtwerke Münster waren mit acht Mitarbeitern vor Ort. Bekannt wurde: Die Windenergieanlage 6 entfällt, da es hier artenschutzrechtliche Konflikte gibt. Die Windenergieanlage 5 (Zippenberg) ist in der Prüfung. Aufgrund des geringen Abstandes zur Wohnbebauung gehen die Stadtwerke von hohen Genehmigungsauflagen aus.
Sorge und Unmut wurden den Stadtwerken am Donnerstag deutlich vorgetragen, aber die meisten Gespräche seien sachlich und konstruktiv verlaufen, hieß es. Man werde auch in den nächsten Monaten und Jahren fortlaufend informieren. Mittlerweile gebe es auch eine Website zum Nottulner Projekt: www.stadtwerke-muenster.de/windenergie/nottuln
Maximilian Wolf, Abteilungsleiter Erneuerbare Energien bei den Stadtwerken, betonte: „Wir haben viele offene und ehrliche Gespräche geführt und gemerkt, wie groß das Interesse am Projekt ist. Gleichzeitig nehmen wir den Unmut wahr und die Sorgen sehr ernst, die viele Menschen mit Blick auf das Vorhaben bewegen. Mit transparenten Informationen und einem fairen, großzügigen Beteiligungsangebot möchten wir weiterhin dazu beitragen, Ängste abzubauen und Schritt für Schritt mehr Vertrauen und Akzeptanz für das Projekt zu gewinnen.“
Vor Ort war auch Bürgermeister Dr. Dietmar Thönnes mit mehreren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus der Verwaltung. Aus seiner Sicht war die Windmesse als offenes Format ein Erfolg. Anwohner, an einer Beteiligung interessierte Bürger wie auch besorgte Bürger seien miteinander und mit den Ausstellern ins Gespräch gekommen. In der letzten Stunde sei es leichter gewesen als zu Beginn der Veranstaltung, in den Dialog zu gehen.
Die Planung der Stadtwerke sei noch nicht in trockenen Tüchern. Der Wegfall der Anlage 6 und die nun beginnenden gutachterlichen Bewertungen sind für den Bürgermeister ein Indiz, dass die gewünschte Reduzierung der Anlagenanzahl möglich ist. Erfreut zeigte sich Thönnes darüber, dass es viele Nachfragen zu Nachrangdarlehen und Beteiligungsmöglichkeiten gab.
Das Fazit des Bürgermeisters: „Diese Veranstaltung zum Thema Windkraft in Nottuln war die erste in dieser Form – offen und als Angebot, allerdings nicht von allen Besuchern positiv bewertet. Auch darum planen wir als Gemeinde im kommenden Jahr weitere Gesprächsangebote und Möglichkeiten, sich über den Fortgang des Themas zu informieren. Ich hoffe, dass Polemik, Anschuldigungen und allzu emotionale Meinungsäußerungen durch solche Formen des Dialogangebotes deutlich reduziert werden und die Gemeindegesellschaft zu sachlichen Diskussionen zurückfinden kann.“
Und die Initiative Gegenwind? „Wir können es noch gar nicht fassen, welchen Zuspruch die Protestaktion bei den Bürgern von Nottuln fand. Unterstützt und gekommen sind über 200 Bürger. Es war ein sehr friedliches, doch aufgewühltes Zusammentreffen“, erklärte Axel Winkler. Der Zuspruch und Zulauf der Nottulner Bürger für die Initiative sei enorm und wachse täglich. Es sei daher absolut unverständlich, dass der Bürgermeister und Teile des Rates dies mit stoischer Gelassenheit ignorierten. Axel Winkler: „Zuspruch und viel Verständnis erhielten wir durch die UBG, einer Partei, die den Bürgern zuhört und sich Gedanken macht. Ein guter Anfang!“
Als schade bezeichnet es die Initiative, dass der Landrat an der Windmesse nicht teilgenommen habe. Fakt bleibe, dass auch die sieben Windriesen von 266 Meter Höhe absolut nicht den Klimazielen Nottulns, sondern nur und ausschließlich der Erweiterung des WEA-Portfolios der Stadtwerke Münster dienten. Axel Winkler: „Der Vorbescheid liegt beim Landrat auf dem Tisch, und wir als Initiative bitten ihn nochmals und immer wieder inständig, diesen Wahnsinn zu beenden und den Bescheid zurückzuziehen. Es liegt in seiner Hand.“
Windkraftgegner protestieren in Nottuln (29.11.2025, WN-Ausgabe „Münster“)
Geplante Anlagen der Stadtwerke Münster

NOTTULN (wcz). Der von den Stadtwerken Münster am Ortsrand von Nottuln geplante Windpark sorgt weiter für Aufsehen: Am Donnerstagabend wurde eine Windmesse als Infoangebot von rund 100 Menschen besucht; laut Veranstaltern 200 Personen protestierten gegen die Pläne, indem sie Transparente und eine Sarglandschaft aufstellten. Die Stadtwerke Münster ließen im Umfeld des Abends verlauten, dass sich die Pläne geändert haben: Inzwischen werden aus Artenschutzgründen sieben statt acht Windkraftanlagen angepeilt. Eine weitere werde geprüft.
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