Anwohner beschweren sich massiv über zu hohen Lärm: Die Windkraftanlagen in Ottmarsbocholt sind Gegenstand einer Prüfung durch den Kreis Coesfeld.
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Windkraft: Anwohner klagen über zu hohen Lärm (10.09.2025)

Stillgelegte Anlagen liefen weiter

Von Dietrich Harhues

OTTMARSBOCHOLT. Die beiden Windkraftanlagen in Ottmarsbocholt beschäftigen weiterhin die Behörden, obwohl sie genehmigt und seit Ende Juli in Betrieb sind. Anwohner machen seit Längerem eine massive Lärmbelästigung geltend. Kreis und Gemeinde haben sich eingeschaltet.

In einem Schreiben einer Gruppe von Bewohnern aus dem Umfeld der Windräder an Behörden und politische Vertreter, das unserer Redaktion vorliegt, ist von einer „unfassbaren Lautstärke“ die Rede – und zwar insbesondere nachts. Selbst in rund 900 Metern Abstand und bei Dreifachverglasung seien die „Störgeräusche deutlichst zu hören“, heißt es beispielhaft für einen Anwohner. Der Kreis Coesfeld bestätigt, das ihn „zuletzt vermehrt“ Beschwerden zu den Windkraftanlagen in Ottmarsbocholt erreichen.

Mit Konsequenzen: Ein Mitarbeiter der Umwelt-Abteilung des Kreises sei mehrfach in den Nacht- und Abendstunden vor Ort gewesen. Am 4. September wurde ein vorläufiger Betriebsstopp verhängt, berichtet Tobias F. König, Sprecher des Kreises. Dieser Schritt sei erfolgt, da der Betreiber den Kreis Coesfeld über notwendige Arbeiten an den Anlagen informiert habe, erklärt König weiter. So lägen „technische Probleme mit der Verklebung der Trailing-Edge-Serrations an Windenergieanlagen dieses Typs vor, weshalb an allen sechs Rotorblätter Reparaturarbeiten notwendig seien, wie König erläutert. Die „Serrations“, Einkerbungen an den Flügeln, dienen dazu, die Lärmentwicklung zu verringern. Bis zum Abschluss dieser Arbeiten und der ausdrücklichen Erlaubnis der Behörde, den Betrieb wieder aufzunehmen, hat Coesfeld die beiden Windräder stillgelegt.

Wie der Kreis bestätigt und Anwohner ausführlich dokumentiert haben, liefen die Windkraftanlagen am Wochenende aber dennoch. „Dieses rechtswidrige Verhalten wird durch den Kreis Coesfeld nun geprüft und ordnungsrechtlich weiter verfolgt“, kündigt König an. Dass die schalltechnische Genehmigung nicht mit den tatsächlich errichteten Anlagen übereinstimmt, weist der Sprecher des Kreises aber zurück: „Grundsätzlich entsprechen die in Rede stehenden Windenergieanlagen dem beantragten und genehmigten Windenergieanlagentyp (Hersteller Enercon, Typ: E-160 EP5 E3).“

Die Gemeinde Senden ist nicht zuständig, aber dennoch mit dem Thema befasst. Bürgermeister Sebastian Täger habe sich auch vor Ort selbst ein Bild gemacht und viele Gespräche mit Ansprechpersonen beim Kreis Coesfeld und beim Betreiber geführt und die Beschwerdeführer hierüber zeitnah informiert, heißt es auf Anfrage in Sendens Rathaus.

Bei der Bürgermeistersprechstunde in der vorigen Woche trugen circa 20 Personen aus Ottmarsbocholt ihre Beschwerden über die Windräder vor. Vor allem die nächtlichen Immissionen, die sich bei bestimmten Windkonstellationen ergeben, seien als gesundheitsschädlich bezeichnet worden (Kopfschmerzen, Unwohlsein, Schlafstörungen).

Bürgermeister Täger betont: „Selbstverständlich“ müssten sich der tatsächliche Betrieb und die verursachten Immissionen an den im Genehmigungsbescheid festgesetzten Grenzwerten orientieren. Wörtlich hebt er hervor: „Ich erwarte, dass dieses spätestens nach einer bereits beauftragten Messung auch objektiv festgestellt wird. Andernfalls müsste der Betrieb nachts gegebenenfalls eingeschränkt oder gänzlich untersagt werden. Dieses zu beurteilen, liegt jedoch beim Kreis Coesfeld.“ Tägers Intention lautet, „zwischen den Positionen und Interessen der Anliegenden und des Betreibers zu vermitteln“. Er ergänzt: „Ziel sollte es sein, eine transparente und offene Kommunikation zwischen den Beteiligten zu erwirken.“

Auf Anfrage unserer Redaktion weist die Bürgerwind Ottmarsbocholt GmbH darauf hin, dass sich die Anlagen noch im Eigentum des Herstellers Enercon und baulich quasi noch im Probebetrieb befinden. Vertreter der Bürgerwind seien aber wiederholt vor Ort gewesen und hätten das Gespräch mit den Anwohnern gesucht, heißt es weiter.

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