Das Thema Windenergie sorgt in der Gemeinde Nottuln immer wieder für kontroverse Diskussionen.
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Ausbau der Windenergie: Ehepaar Winkler verfasst Flugblatt (11.10.2025)

„Planungen berühren ganz Nottuln“

Von Ludger Warnke

NOTTULN. Dass sie einmal ein Flugblatt veröffentlichen würden, auf das sogar der Landrat des Kreises Coesfeld mit einer öffentlichen Stellungnahme reagiert, das war in der Lebensplanung von Ruth und Axel Winkler nicht vorgesehen. Doch beim Thema „Bau neuer Windenergieanlagen (WEA) in Nottuln“ wollte das Nottulner Ehepaar nicht länger schweigen. Deshalb verfassten und veröffentlichten sie in der zweiten Septemberhälfte das Flugblatt „Windriesen im Landschaftsschutzgebiet? Nein, das will keiner! Schützt unsere Heimat und Natur!“ (Die Redaktion berichtete.)

Der konkrete Anlass dafür, so erzählen sie im Gespräch mit der Redaktion, sei eine Pressemitteilung der Gemeinde gewesen. Darin sei berichtet worden, dass die Gemeinde Gespräche mit den Stadtwerken Münster geführt habe und dass die Gemeinde den WEA-Standort Zippenberg in der Nähe zum Wohngebiet Fasanenfeld kritisch sehe. „Diese Fokussierung auf den Standort Zippenberg und das Wohngebiet Fasanenfeld hat uns richtig geärgert“, erzählt das Ehepaar. Es werde immer so getan, als sei nur das Fasanenfeld betroffen. Das stimme nicht. Der geplante Bau so vieler neuer, riesengroßer Windenergieanlagen berühre ganz Nottuln. „Wir hier in Hövel sind von den Stadtwerke-Planungen persönlich und ganz direkt betroffen“, betonen beide.

So kam es zum Flugblatt, zur Gründung der Facebook-Gruppe „Gegenwind Nottuln“ und zur Einrichtung der Mail-Adresse Gegenwind-Nottuln@outlook.de. Über diese Adresse hatte die Redaktion um ein Gespräch gebeten, dem das Ehepaar zugestimmt hat. Beim Treffen in Hövel sind drei Bekannte des Paares mit am Tisch. Alle drei engagieren sich in unterschiedlichen Gruppen gegen die WEA-Pläne auf Nottulner Gemeindegebiet.

Über Bekannte hatte das Ehepaar erstmals von den geplanten 19 neuen Windenergieanlagen erfahren und war schockiert. So viele Anlagen in einem Landschaftsschutzgebiet, in dem sich auch wichtige Naturschutzflächen befinden, das sei nicht in Ordnung. Mittlerweile ist das Ehepaar mit allen anderen Akteuren, die sich gegen die WEA-Ausbaupläne engagieren, gut vernetzt, Informationen fließen hin und her.

Und klar ist mittlerweile auch: Es geht nicht mehr um die WEAs, für die bereits eine abschließende Genehmigung vorliegt. Das Engagement zielt jetzt darauf ab, die acht von den Stadtwerken Münster geplanten Windenergieanlagen am Ortsrand zu verhindern. Sie seien nicht notwendig, weil das Münsterland bereits seine Flächenziele für die Windkraft mehr als erfüllt habe, heißt es aus der Runde. Und die acht Stadtwerke-WEA seien auch nicht für die Klimaneutralität der Gemeinde notwendig. Das Ziel der Klimaneutralität unterstütze man ausdrücklich, aber wenn man den Autobahnverkehr, für den die Gemeinde ja nichts könne, bei der CO2-Bilanz rauslasse, werde die Klimaneutralität bereits mit den genehmigten Anlagen erreicht.

Zu spüren ist im Gespräch ein deutliches Misstrauen gegenüber der Gemeinde Nottuln einerseits und dem Kreis Coesfeld andererseits. Auch das Ehepaar Winkler ist der Auffassung, dass Rat und Verwaltung viel früher die Öffentlichkeit über den Umfang des Windenergieausbaus hätten informieren müssen.

Am Kreis Coesfeld kritisiert die Runde, dass die Behörde einen Tag vor einer bundespolitischen Gesetzesänderung, die für viele geplante Anlagen das Aus bedeutete, positive Vorbescheide an die Stadtwerke Münster verschickt. Es habe keine Notwendigkeit bestanden, vor der Gesetzesänderung über die Anträge zu entscheiden, ist sich die Runde einig. Dahinter stecke der pure Wille, die Projekte durchzudrücken.

Juristisch mittels einer oder mehrerer Klagen will man nun das ganze Verfahren prüfen lassen. Darauf habe man sich bereits verständigt. Das gelte auch für die vom Kreis Coesfeld bereits ausgestellten Vorbescheide. Ob diese Bestand hätten, werde man prüfen lassen. Und auch im weiteren Verfahren, so heißt es selbstbewusst, sollen alle Rechtsmittel ausgeschöpft werden.

Wie lange das alles dauern wird, dies wissen die am Tisch Sitzenden nicht. Und es spielt für sie auch keine Rolle. Denn der Wille zu einem ausdauernden Engagement ist stark.

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