Bürgermeister möchte vermitteln (05.11.2025)
Ausbau der Windenergie Thema bei „Politik vor Ort“
Von Ludger Warnke
NOTTULN. Die Themenpalette in der Einwohnersprechstunde „Politik vor Ort“ ist in der Regel bunt und breit gefächert. Vom verschmutzten Verkehrsschild über vernachlässigte Altkleidercontainer-Standorte bis hin zur Entwicklung ganzer Ortsteile kann alles zur Sprache kommen, wofür die Gemeinde Nottuln zuständig oder woran sie beteiligt ist.
Die jüngste Runde von „Politik vor Ort“ in Nottuln war dagegen hauptsächlich monothematisch unterwegs. Rund 70 bis 80 Bürgerinnen und Bürger waren gekommen, um kritisch über den geplanten Ausbau der Windenergie im Nottulner Westen zu sprechen. Dabei fokussiert sich die Kritik vor allem auf die acht in Stockum geplanten neuen Windenergieanlagen (WEA) der Stadtwerke Münster (die Redaktion berichtete mehrfach). Andere Themen wie das Laub von Straßenbäumen und Regelungen zum Zivilschutz konnten sich nur kurzzeitig Gehör verschaffen.
Bürgermeister Dr. Dietmar Thönnes ganz persönlich und die anwesenden Politikerinnen und Politiker als Vertreter des Gemeinderates wurden von den Bürgern mit viel Kritik und vielen Vorwürfen bedacht: Die Gemeinde habe das gemeindliche Einvernehmen überstürzt erteilt, wurde zum Beispiel gesagt. Die Gemeinde habe die bürgerliche Mitte verprellt. Es stelle sich die Frage nach der Unabhängigkeit des Bürgermeisters. Es seien schon Politiker für geringere Sachen zurückgetreten. Werden die Sorgen der Bürger vor Geräuschemissionen ernst genommen? Eine Belastung von 45 Dezibel sei zwar rechtlich zulässig, aber dennoch viel zu viel. Warum werden die Bürger nicht vorher informiert? Wie nimmt die Politik ihr Gestaltungsmandat wahr? Windräder würden mitten ins Gemeindegebiet gesetzt. Was passiere mit den Menschen, die vom Ausbau betroffen sind? Wer interessiere sich für die Auswirkungen auf sie? Wir haben das Gefühl, dass wir Bürger übergangen werden, hieß es.
Nach Auskunft von Bürgermeister Thönnes ist über das gemeindliche Einvernehmen in den Ausschüssen berichtet worden. „Es handelt sich um eine gebundene Entscheidung. Wir konnten gar nicht anders. Wir haben keine andere Wahl“, so Thönnes. Er selbst habe zu den Stadtwerken keine privaten Kontakte. Der Gemeinde seien in den laufenden und kommenden Genehmigungsverfahren die Hände gebunden, denn Genehmigungsbehörde sei der Kreis Coesfeld, nicht die Gemeinde Nottuln.
Die Weichen für den Ausbau der Windenergie habe der Gemeinderat 2023 mit seinem Beschluss gestellt, die bisherige Konzentrationsplanung aufzuheben. Dieser Beschluss sei mit sehr breiter Mehrheit gefasst worden, er selbst habe nur eine Stimme im Rat.
Anwesende Ratsmitglieder bestätigten, dass die rechtlichen Bedenken zur damaligen Konzentrationsplanung einerseits und der Wille, der Windenergie als gesamtgesellschaftliche Aufgabe Raum zu geben, andererseits dazu geführt haben, die bisherige Planung aufzuheben. Man sei sich bewusst gewesen, dass daraufhin möglicherweise Anträge für viele neue Windenergieanlagen gestellt werden, hieß es.
Den Vorschlag aus der Runde, wonach ein Konsortium aus den Nachbarkommunen gebildet wird, um WEA im Stadtgebiet Münster zu errichten (anstelle der Stadtwerke-WEAs in Nottuln), will der Bürgermeister den Gremien der Stadtregion Münster mitteilen. Die Frage, warum die Gemeinde nicht selbst ein Windrad baue, begründete Thönnes mit fehlenden Mitteln.
Allerdings kündigte der Bürgermeister an, dass man eine Gesellschaft zur Bündelung von Bürgerinteressen im Bereich Windenergie gründen wolle. Diese Gesellschaft soll dabei helfen, dass Bürger sich an Windenergieanlagen beteiligen können.
Der Bürgermeister machte deutlich, dass auch er einzelne Standorte des Stadtwerke-Windparks kritisch sehe. Aktuell führt Thönnes zahlreiche Gespräche mit den Kritikern, aber auch mit den Stadtwerken mit dem Ziel, zu vermitteln und auf dem Verhandlungswege Kompromisse zu erreichen.
Um Transparenz beim Windenergie-Thema zu schaffen, hat die Gemeinde Nottuln auf ihrer Homepage auf mehreren Seiten zahlreiche Informationen zum Windenergieausbau in Nottuln erstellt. Bestandteil dieses öffentlichen Angebots ist unter anderem eine Karte mit den geplanten und bereits genehmigten Standorten (www.nottuln.de, Rubrik „Leben in Nottuln“, Kapitel „Klimaschutz, Energie & Umwelt“).
Nicht zuletzt kündigte der Bürgermeister eine „Windmesse“ zum Thema an. Zu dieser öffentlichen Veranstaltung am 27. November (Donnerstag) von 18 bis 20 Uhr hat die Gemeinde Nottuln die Stadtwerke Münster und weitere Antragsteller eingeladen. Sie wollen über ihre Vorhaben informieren und stehen für Fragen zur Verfügung. Ort der Veranstaltung ist der Hof Stockmann (Stockum 6). Ganz bewusst habe er sich für diesen Ort entschieden, betonte Thönnes. So könne man in Sichtweite möglicher Standorte miteinander sprechen.
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