Eon-Chef warnt vor unkontrolliertem Zubau bei erneuerbaren Energien – „sprichwörtlich verbranntes Geld“ (19.11.2025)
Durch den unkontrollierten Zubau bei erneuerbaren Energien entstehen Überkapazitäten, die die Verbraucher viel Geld kosten. Eon-Chef Birnbaum fordert deshalb neue Regelungen.
Frankfurt – Deutschland steht mit der Energiewende vor einer gewaltigen Herausforderung – und ist dabei teilweise über das Ziel hinausgeschossen, montiert Leonhard Birnbaum, Chef des Energieriesen Eon. Er warnt davor, dass durch den unkontrollierten Zubau von Solarparks, Windkraftwerken und Großbatterien Stromnetz-Überkapazitäten entstehen würden.
E.ON-Chef warnt: „Wir alle bezahlen dafür, dass Stromerzeugungsanlagen stillstehen“
„Wenn wir strukturell nichts verändern, befürchte ich, dass die Akzeptanz für die Energiewende verloren geht“, sagte Birnbaum der Augsburger Allgemeinen. Das aktuelle System eines Ausbaus ohne Rücksicht auf die Netzkapazitäten führe dazu, dass die Verbraucher im vergangenen Jahr allein 2,8 Milliarden Euro für nicht eingespeisten Strom bezahlt hätten. „Wir alle bezahlen dafür, dass Stromerzeugungsanlagen stillstehen“, kritisierte Birnbaum. „Das ist sprichwörtlich verbranntes Geld.“
Batteriespeicher, Solarfelder und Windparks sollten nur noch auf die Netzinfrastruktur abgestimmt gebaut werden, forderte der Eon-Chef. Alles andere sei volkswirtschaftlicher Unsinn. Allein im von E.ON betreuten Netz habe es in den vergangenen vier Monaten Anfragen für zusätzlich 150 Gigawatt an Netzanschlussleistung für große Batterien gegeben. „Die Spitzenlast, das heißt das, was verbraucht wird, liegt in ganz Deutschland gerade einmal bei rund 80 Gigawatt. Das steht in keinem Verhältnis“, warnte Birnbaum.
Tatsächlich hat der Staat im vergangenen Jahr die Erzeuger von Ökostrom mit einer halben Milliarde Euro entschädigt, berichtet die Zeit. Denn diese mussten an sonnen- und windreichen Tagen teilweise ihre Anlagen drosseln oder gleich ganz abschalten, um das Stromnetz nicht zu überlasten. Das koste den Staat viel Geld und Ökoenergie bleibe ungenutzt, moniert die Zeitung. „Eine absurde Lage, die zeigt, wie sehr die Energiewende in Schieflage geraten ist.“
Reiche will unkontrollierten Zubau bei erneuerbaren Energien eindämmen
Wirtschafts- und Energieministerin Katherina Reiche (CDU) steht vor der Herkulesaufgabe, diese Probleme zu lösen. Die Energiewende stehe an einem Scheidepunkt, sagte Reiche dazu im September. Damit die Energiewende ein Erfolgsmodell bleibe, müssten Verlässlichkeit, Versorgungssicherheit, Bezahlbarkeit und Kostentragfähigkeit des Energiesystems für den Wirtschaftsstandort ins Zentrum rücken.
Der zentrale Hebel aus Sicht Reiches ist dabei, dass der Ausbau der erneuerbaren Energien und der Stromnetze „systemdienlich“ erfolgt. Das wichtigste Entscheidungskriterium für die Zukunft sollten die Systemkosten sein – die Summe aus den Kosten für Erzeugung, Netze, Speicher und Versorgungssicherheit. „Damit muss gelten, wir bauen so viel zu, wie wir tatsächlich brauchen und es ökonomisch effizient ist“, sagte die Ministerin. „Wir vermeiden somit ineffiziente Überkapazitäten.“
Reiche sprach zum Beispiel von einer Anpassung beim Ausbau der Windkraft auf See. Zudem müsse der Zubau von Erneuerbaren-Anlagen und Speichern besser räumlich gesteuert werden – auch um den der Netzausbau bedarfsgerecht zu optimieren. Es gehe nicht um einen „Abgesang“ von Zubauzielen, sondern um eine intelligente Steuerung. Das soll auch helfen, den massiven Investitionsbedarf zu verringern.
Quellen: Reuters, Zeit, dpa
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