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Kolonialistische Motivationen (06.12.2025)

Windrad-Debatte in Nottuln

Zur Karikatur „Nottuln beklagt „Stromkolonialismus“ vom 15. November:

Die nette Karikatur in dieser Zeitung verniedlicht die Realität des Windkraft-Kolonialismus erheblich. In der gängigen Literatur findet sich folgende Aussage: Unter Kolonialismus versteht man die Handlungsweise einer Macht, bestimmte Gebiete außerhalb ihres Kerngebietes und die dort ansässige Bevölkerung zu unterwerfen, um sie zu beherrschen und wirtschaftlich auszubeuten. Die Kolonialherren beuten vor allem Rohstoffe aus und verursachen erhebliche Zerstörungen. Nach dem Abzug der Kolonialherren bleiben die Folgen dann der Bevölkerung dauerhaft erhalten.

Nun ist sicherlich im 21. Jahrhundert die Bevölkerung des Münsterlandes nicht unterworfen, aber der Windkraft-Ansatz der Stadtwerke zeigt schon signifikante Ansätze von Ausbeutung und Zerstörung. Ausgebeutet wird dabei das Portemonnaie aller Stromzahler, auch der von Nottuln, denn die Windkraft mit Einspeisevergütungsgarantie wird letztendlich von den Stromverbrauchern be-zahlt, ob Energie erzeugt wird oder nicht. Mit der Garantie sind die Projekte profitabel, deshalb werden die Projekte umgesetzt. (…)

Nicht ohne Grund wurde das Landschaftsschutzgebiet in Nottuln in den Vorjahren zunächst als un- oder wenig geeignet für Windkraft-Anlagenbau klassifiziert. Ein kleines Zeit-Schlupfloch zwischen den Vorgaben machte den Grauzonen-Wildwuchs möglich, der so heute nicht mehr statthaft ist. Das scheint den heutigen Kolonialherren aber egal zu sein. Die angebliche „Nachhaltigkeit durch Klimaschutz“ wird dem Profitstreben geopfert. Eventuelle Ähnlichkeiten zu grundsätzlichen, kolonialistischen Motivationen sind also nicht per se von der Hand zu weisen.

Dr.-Ing. Ralf Hubo,

Am Hang, Nottuln

Zum Bericht „Nottulner wettern gegen Stromkolonialismus“ vom 8. November:

Sollte es stimmen, dass in Münster so viel Platz für Windräder ist, dann können und sollten diese natürlich auch in Münster stehen. Das macht Windräder an anderen Orten jedoch nicht überflüssig, da wir sämtlichen Strom aus erneuerbaren Quellen decken müssen – und der Bedarf steigt.
Die Frage, ob das Umland auf Kosten der Stadt lebt, oder andersherum, ist in diesem Zusammenhang unangebracht.

Zumal ja bei Strom aus Gas und Kohle auch keiner argumentiert, dass wir auf Kosten der Tagebauregionen leben (obwohl fossile Energie deutlich zentraler produziert wird und die Landschaft – ganz im Gegensatz zu Windrädern – tatsächlich zerstört). Irgendwo muss der Strom für den stark steigenden Bedarf herkommen. Die Wahl heißt also: Nehme ich in Kauf, dass ein Windrad die Aussicht „verschandelt“? Oder akzeptiere ich, dass der CO2-Ausstoß fossiler Brennstoffe unsere Lebensgrundlagen zerstört – und zwar in der Stadt und auf dem Land gleichermaßen?

Sarah Khalil,

Gartenstraße

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