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Nottulner wettern gegen „Stromkolonialismus“ (08.11.2025)

Acht Stadtwerke-Windräder geplant

Von Klaus Baumeister

MÜNSTER. „Stadt und Land – Hand in Hand!“ Führende Politiker in Münster benutzen dieses Sprichwort gern, wenn es darum geht, auf einen Interessenausgleich zwischen dem Oberzentrum Münster und den ländlich geprägten Umlandgemeinden hinzuarbeiten.

Münsters Energiepolitik indes entwickelt sich derzeit zum regionalen Spaltpilz. Der Grund: Zur Sicherung der Stromversorgung in Münster planen die Stadtwerke Münster den Bau von acht Windrädern westlich der Gemeinde Nottuln. Dagegen formiert sich massiver Widerstand im Ort.

„Das ist Stromkolonialismus“, kritisiert Rainer Schoof, Sprecher der Bürgerinitiative „Windsinn-Nottuln“, die Millioneninvestition sehr scharf. Die Stadt Münster nutze nicht die ihr zur Verfügung stehenden Fläche, sondern baue in der Nachbargemeinde 260 Meter hohe Windräder, „die bis 500/600 Meter an die bestehende Bebauung heranreichen“.

Nach Auskunft von Schoof ist „Windsinn-Nottuln“ eine von zwei Bürgerinitiativen, die sich im Ort formiert haben. Insgesamt sind für das Gemeindegebiet Nottuln aktuell 19 neue Windräder geplant. Im Fall der Stadtwerke-Windräder, die vergleichsweise dicht an die Bebauung heranrücken, hat der Kreis Coesfeld bereits einen Vorbescheid erteilt.

Juliette Polenz, Pressesprecherin der Stadtwerke Münster, begründet die Planungen in Nottuln damit, dass in Münster „das Flächenpotenzial für die Windenergie nahezu ausgeschöpft“ sei. Ganz allgemein erklärt sie zu dem Konflikt: „Münster und das Umland sind keine autarken Inseln, wir sind alle aufeinander angewiesen, das sollten wir in der Diskussion nicht vergessen.“ So halte die Großstadt Münster Angebote und Arbeitsplätze bereit, die vom Umland genutzt würden.

Polenz räumt ein, dass die acht Windräder „das Landschaftsbild verändern“. Zugleich betont sie: „Als großes Stadtwerk liegt es auch in unserer Verantwortung, die Energiewende für die Region voranzutreiben.“

Derweil hat sich in die Reihe der Kritiker auch der frühere Chef des Westfälisch-Lippischen Sparkassen- und Giroverbandes, Dr. Rolf Gerlach, eingereiht. Der Nottulner rechnet in einem Leserbrief vor, dass der Außenbereich der Stadt Münster 237 Quadratkilometer groß sei. Der Außenbereich der Gemeinde Nottuln hingegen komme nur auf 60 Quadratkilometer. Gerlachs Forderung: „Die Stadtwerke sollen sich auf das bewährte Regionalprinzip besinnen und ihre acht sehr großen Windkrafträder nicht in Nottuln, sondern in Münster bauen.“

Derweil gibt es in Nottuln auch Befürworter der Planungen, zumal finanzielle Vorteile winken. Die Stadtwerke bieten interessierten Bürgerinnen und Bürgern eine Beteiligung an. Darüber hinaus winken „eine jährliche Gemeindebeteiligung im sechsstelligen Bereich sowie Gewerbesteuern, die wir zur 90 Prozent an die Gemeinde abführen würden“, so Polenz.

Zuständig für die Genehmigung der Windräder ist nicht die Gemeinde Nottuln, sondern der Kreis Coesfeld. Immer mehr Kritiker in Nottuln werfen unterdessen die Frage auf, ob es die Gemeinde der Kreisverwaltung nicht zu einfach gemacht habe, Vorbescheide zu erteilen. Die endgültige Genehmigung steht noch aus.

Bereits jetzt haben sich viele Menschen in der münsterischen Nachbarkommune den 27. November im Kalender vorgemerkt. Im Rahmen einer „Windmesse“ wollen dann die Stadtwerke Münster und weitere Betreiber ihre Projekte für Nottuln vorstellen.

Ist in Münster wirklich kein Platz?

Kommentar Stadtwerke-Windräder

Von Klaus Baumeister

Mit der Gerechtigkeit ist das so eine Sache. Beispiele? Ist es gerecht, dass den Menschen in Nottuln acht Windräder vor die Haustür gesetzt werden, damit die Münsteraner ausreichend Strom haben? Umgekehrt gefragt: Ist es gerecht, dass die Münsteraner mit ihren Steuern ein Theater subventionieren, das auch Nottulner besuchen?

Manchmal sind Gerechtigkeit und Ungerechtigkeit sogar die beiden Seiten einer Medaille. These 1: Es ist ungerecht, dass die Münsteraner Krach und Gestank ertragen müssen, damit die Berufspendler aus dem Umland per Auto in die Stadt kommen können. These 2: Es ist ungerecht, dass besagte Berufspendler zu einer Wertschöpfung beitragen, die in Form der Gewerbesteuer nur Münster und den Münsteranern zugute kommt.

Im Windrad-Konflikt zwischen Münster und Nottuln hilft die Frage nach Gerechtigkeit nicht weiter – wohl aber die Frage nach verfügbaren Flächen. Glaubt man den aktuellen Planungen des Kreises Coesfeld, dann ist in der Gemeinde Nottuln noch Platz für 19 Windräder. Nimmt man die reine Zahl als Maßstab, müsste in Münster – grob geschätzt – noch Platz für 50 Windräder sein. Zugleich verkünden die Stadtwerke als potenzieller Betreiber, dass das Flächenpotenzial „nahezu ausgeschöpft“ sei. Diese Einschätzung lässt die Vermutung zu, dass dieser Punkt in Münster schneller erreicht ist als anderswo. Denn Münster ist flächenmäßig die zweitgrößte Stadt in NRW nach Köln.

Die Windenergiedebatte zeigt auffällige Parallelen zu den Debatten über die Ausweisung neuer Wohn- und Gewerbegebiete. Auch hier heißt es schnell, dass die Grenze des Machbaren erreicht sei. Aber geht es dabei um Argumente oder um Befindlichkeiten? Sollte Letzteres zutreffen, müssen wir diese Befindlichkeiten auch den Menschen in Nottuln zugestehen.

Münster will in Nottuln Windräder bauen

Kritik am „Stromkolonialismus“

Von Klaus Baumeister

MÜNSTER/NOTTULN. Die Stadtwerke Münster treiben den Ausbau der Windenergie voran und planen in diesem Zusammenhang den Bau von acht neuen Windrädern auf dem Gebiet der Gemeinde Nottuln. Das sorgt bei der dortigen Bevölkerung für erhebliche Diskussionen. Einerseits würde die Gemeinde Nottuln finanziell von dem münsterischen Stadtwerke-Engagement profitieren, andererseits befürchten viele Nottulner eine erhebliche Beeinträchtigung des Landschaftsbildes.

Sehr offensiv wird die Frage diskutiert, warum die neuen Windräder nicht im Außenbereich von Münster gebaut werden. Immerhin ist Münster mit 303 Quadratkilometern flächenmäßig die zweitgrößte Stadt in NRW nach Köln. Die Bürgerinitiative „Windsinn-Nottuln“ wirft der benachbarten Großstadt Münster sogar einen „Stromkolonialismus“ vor. Die Stadtwerke Münster wiederum begründen die geplante Investition damit, dass die Potenzialflächen für Windenergie in Münster „nahezu ausgeschöpft“ seien.

In Nottuln werden derweil immer mehr Stimmen laut, die den örtlichen Kommunalpolitikern und der Gemeindeverwaltung vorhalten, es der Kreisverwaltung in Coesfeld viel zu einfach gemacht zu haben, den Stadtwerken einen positiven Vorbescheid für die Windräder zu erteilen.

Die Kreisverwaltung ist die zuständige Genehmigungsbehörde.

Stadtwerke verteidigen Windkraftanlagen

NOTTULN. Münsters Energiepolitik ist in Nottuln ein heiß diskutiertes Thema. Zur Sicherung der Stromversorgung der Westfalenmetropole planen die Stadtwerke Münster den Bau von acht Windrädern westlich der Gemeinde Nottuln (die Redaktion berichtete mehrfach und ausführlich). Dagegen formiert sich bekanntlich massiver Widerstand im Ort. Die Redaktion befragte die Stadtwerke zu diesem Thema. Juliette Polenz, Pressesprecherin der Stadtwerke Münster, begründet die Planungen in Nottuln damit, dass in Münster „das Flächenpotenzial für die Windenergie nahezu ausgeschöpft“ sei. Ganz allgemein erklärt sie zu dem Konflikt: „Münster und das Umland sind keine autarken Inseln, wir sind alle aufeinander angewiesen, das sollten wir in der Diskussion nicht vergessen.“ So halte Münster Angebote und Arbeitsplätze bereit, die vom Umland genutzt würden. Sie räumt ein, dass die acht Windräder „das Landschaftsbild verändern“.

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